Ich wünsche eine Seebestattung. Mein Körper soll verbrannt, meine Asche aber nicht in Deutschland, vielmehr in Spitzbergen, am besten nördlich des 80. Breitengrades von einem Schiff an der Packeisgrenze, aber unbedingt in Sichtweite eines lebendigen Eisbären verstreut werden.

Kai war Naturfilmer, Arzt und Journalist mit Kriegserfahrung. An Bord eines kleinen Expeditionsbootes brechen nach seinem Tod sechs enge Freundinnen und Freunde, sein Bruder, dessen Sohn, sein Expeditionsleiter und sein ehemaliger Skipper auf, um seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Aber es ist alles andere als sicher, ob das überhaupt gelingt. Auf der Fahrt in den eisigen, menschenleeren Norden setzt sich dabei jeder mit seiner manchmal nicht ganz einfachen Beziehung zu Kai auseinander, wird konfrontiert mit eigenen Ängsten und Erfahrungen zu Krankheit, Verlust, Leben und Tod. Für alle eine intensive Erfahrung, die auch Unentdecktes zutage bringt.

Ein Film von Bernd Thomas und Catherina Conrad (Dauer 89min)

Trailer 1:54min

Unser langjähriger Freund und Kollege Kai hielt vor seinem Tod nicht nur fest auf welch ungewöhnliche Art und Weise er bestattet werden möchte, sondern schrieb darüber hinaus in sein Testament: 

„Es soll in keinem Medium eine Traueranzeige aufgegeben werden. Es soll an keinem Ort dieser Welt ein Mahnmal (insbesondere kein Kreuz) für mich aufgestellt werden. Dagegen erlaube ich ausdrücklich, dass während der Seebestattung Filmaufnahmen gemacht werden.“

Nun standen wir vor der Frage: Wie gehen wir um mit diesem „Einverständnis“, diesem vielleicht sogar zwischen den Zeilen formulierten Wunsch? Darf und sollte man man filmen in solch intimen Momenten des Abschieds oder liegt darin eine Art Voyeurismus? Lassen sich Filmarbeit und persönliche Trauer vereinbaren?
So gemischt unsere eigenen Gefühle waren, so differenziert fiel auch die Reaktion unserer Mitreisenden aus. Einigen war es geradezu ein Anliegen diesen Film zu verwirklichen, andere waren aus sehr nachvollziehbaren Gründen zunächst skeptisch. Schließlich beschlossen wir gemeinsam, dass die Geschichte einfach zu fantastisch ist, um sie nicht zu verfilmen.
Klar war aber auch: Sobald nur ein einziger Mensch an Bord sich im Laufe der Reise dagegen entscheidet, brechen wir die Dreharbeiten ab. Um uns diese Freiheit zu erhalten, haben wir bewusst im Vorfeld keine Redaktion oder Filmförderung involviert. Was natürlich zugleich bedeutete, dass wir auf keinerlei Finanzierung zurückgreifen konnten. So nahmen wir also neben Kais Urne und unseren arktistauglichen Klamotten zwei kleine Kameras mit ins Gepäck,  beschlossen alles weitere einfach auf uns zukommen zu lassen und begaben uns auf eine Reise, die uns wohl allen ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird.

DOK.fest @home Filmgespräch mit Catherina Conrad und Bernd Thomas